Wer eine Schlange betrachtet, nimmt zwar Augen, Maul und Nase wahr – aber keine Ohren. Dies verleitet so manchen zu der Annahme, dass Schlangen nicht hören können. Eine Fehlannahme, die schon so manche als Haustier gehaltene Schlange unter täglicher Bedröhnung mit lauter Musik hat leiden lassen. Daher noch einmal zum Mitschreiben: Schlangen haben Ohren – und obendrein ein empfindliches Gehör.
Der Hörsinn der Schlangen
Zugegeben, wissenschaftlich belegt ist das Schlangenohr erst seit einigen Jahren. Amerikanischen Forschern gelang es 2008 nachzuweisen, dass Schlangen über ein Innenohr verfügen, das zwar nicht wie bei Säugetieren mit einem Außenohr verbunden ist, aber auf Vibrationen reagiert, die vom Unterkiefer der Schlange an das Innenohr und die Hörschnecke weitergegeben werden. Menschen kennen diesen Effekt, wenn sie beispielsweise einen Kopfhörer an den Hörknochen hinter dem Ohr legen und akustische Vibrationen von dort an das Innenohr weitergeleitet werden.
Bei der Schlange ist dies noch viel ausgeprägter: Eine Schlange, die beispielsweise in der Wüste im Sand liegt, nimmt Vibrationen auf dem Sand als Schallwellen wahr – ähnlich wie die Wellen in einem stillen Teich, wenn ein Stein in die Mitte geworfen wurde. Dabei kann die Schlange sogar klar erkennen, ob der Schall von rechts oder von links kommt. Möglich macht dies ihr Unterkiefer, der aus zwei getrennten Knochen besteht, die nur mit Bändern verbunden sind. So nimmt der Knochen, auf dessen Seite der Schall eintrifft, diesen eher wahr als der andere Knochen – und die Schlange hört stereo.
Vertragen Schlangen laute Musik?
Eine Frage, die sich viele Schlangenbesitzer leider viel zu spät stellen. Die Antwort ist nämlich ein ganz entschiedenes Nein. Dies gilt ganz besonders für die moderne Popmusik, die stark von elektronischen Bässen geprägt ist, aber auch für Rock und Metal, bei denen die Drums großzügig eingesetzt werden. Anders gesagt: Je mehr Vibrationen die Musik auslöst, umso schlechter bekommt die Musik der Schlange, weil sie wie oben erklärt, sehr empfindlich auf diese Vibrationen reagiert. Dies gilt auch noch, wenn die Schlange in einem Nebenraum aufbewahrt wird.
Andere Musik, bei der der Gesang im Vordergrund steht oder Instrumente wie Streicher und Bläser eingesetzt werden, schaden der Schlange zwar weniger, sollten aber auch nicht als Dauerbeschallung im Zimmer laufen. Wer seine Schlangen liebt, sollte für den Musikgenuss lieber Kopfhörer verwenden.
Terrarien:
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Grüßi,
schauen Sie, da ist im Wikipediaartikel über die Pungi ausdrücklich der Hinweis, dass die Schlangenbeschwörerschlange nichts hört. Jetzt ist das ja eine Kobra, oder? Kann es nicht auch irgendwie sein, dass Ihre Schlange was hört, aber die Schlangenbeschwörer typischerweise schon solche Schlangen haben, die nichts hören und sich nur aufstellen, weil sich was bewegt (wie es ja immer heißt)?
Das interessiert mich. Und könnten Sie, wenn Sie sicher wissen, dass auch die Beschwörerschlangen was hören, gegebenenfalls gleich den Pungiartikel ausbessern? – Es kommt außerdem auf Frequenzen an, vielleicht hören Kobras das Huschen von Ratten, hören aber just die Pungi nicht, die sie vorgeblich beschwört.
Wie ist das?
Mit vielen lieben Grüßen
Walter Bruckner
Wo findet man den Nachweis der amerikanischen Forscher?
Hallo Herr Bruckner,
ich antworte hier erst jetzt, weil ich die Webseite gerade erst entdeckt habe, aber vielleicht sind sie ja ein treuer Leser und bekommen meine Antwort mit.
Schlangen haben mehrere Sinne und geben situationsbedingt schon mal einem Sinn den Vorrang. Beispielsweise kann Dich das Tier sehr wohl als ihren lieben Halter ausgemacht haben, aber wenn man dummerweise eine Futtermaus angefasst hat, hat der Geruch Vorrang. Man sieht sie züngeln und ratlos sein, aber irgendwann siegt der Drang, doch mal in den Mausgeruchfinger reinzubeißen.
Wenn ich jetzt mit einer Flöte vor dem Tier herumspiele, ist es egal, ob Musik rauskommt oder ob das Tier was hört. Dann ist dem Tier wichtig, was es sieht, und das ist die unliebsame Flöte. Im Übrigen funktioniert der Flötentrick nicht mit Kornnattern. Die ärgern sich nicht über den Gegenstand, sondern über das /den, der den Gegenstand bewegt. Kornnattern schnappen dann nach der Hand, damit der Unsinn aufhört. :-) Geräusche dürften sie auch mit erhobenem Kopf hören, ich habe an meinen Kornis eine gute Einschätzung für ihre eigenen Geräusche beobachten können. Wenn ich in dem riesigen Terrarium sauber mache, bleiben die Tiere drin, melden sich aber mit Geräuschen, falls ihnen mal was nicht passt. Sie haben keine Rasseln, aber haben entdeckt, dass man mit verschiedenen Materialien im Terrarium und einer schnell bewegten Schwanzspitze ordentlich Radau in unterschiedlicher Lautstärke machen kann. Radau beim Saubermachen habe ich ihnen abgewöhnt, beim Fressen aber dürfen sie es meinetwegen. Nur, dass sie das dann tatsächlich nicht hören, weil ihr Unterkiefer nicht schwingen kann. Aber sie wissen, ich höre das sehr wohl.
Sie hören auch das leise Knistern der Frühstückstüten, in denen ich die Futtermäuse auftaue, und kommen beim Knistern sofort an. Dummerweise hatte ich solche Tüten auch zum Dreck wegräumen genommen. Die Tierchen kamen, stürzten sich auf das Knisterzeug, aber es waren leider keine Mäuse drin…
Beste Grüße, Isa