Die Luftfeuchtigkeit ist ein besonders wichtiges Thema im Bezug auf die Schlangenhaltung. Kein Wunder also, dass sich vor allem Anfänger oftmals mit der Frage beschäftigen, wie man diese zu Handhaben hat. Das kann jedoch nicht pauschal beantwortet werden, denn jede Schlange hat verschiedene Anforderungen an die Haltung und somit auch an die im Terrarium herrschende Boden- und Luftfeuchtigkeit. Vor allem Anfänger machen immer wieder verschiedene Fehler beim Messen der Luftfeuchtigkeit sowie bei der Regelung dieser. Auf was es dabei ankommt und bei welchen Schlangenarten welche Luftfeuchtigkeit herrschen sollte, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wo wird die Feuchtigkeit im Terrarium am besten gemessen?
Viele Anfänger machen den Fehler und messen die im Terrarium bestehende Luftfeuchtigkeit nur an einer Stelle. Das ist aber falsch. Meistens wird sogar die Stelle ausgesucht, an der sich die Schlange am liebsten aufhält. Das ist in der Regel der Sonnenplatz. Da hier die Feuchtigkeit durch die Wärme der Strahlung verdunstet, zeigen auch die Messungen einen zu geringen Wert an. So kommt es schnell vor, dass die Luftfeuchtigkeit bei unter 50 Prozent liegt, was jedoch nicht weiter schlimm ist, da die Luftfeuchtigkeit in anderen Teilen des Terrariums ganz andere und wesentlich höhere Werte anzeigt.
Luftfeuchtigkeitsansprüche bei verschiedenen Schlangenarten
Die einzelnen Schlangenarten kommen natürlich in vielen verschiedenen Lebensräumen vor und haben dementsprechend auch verschiedene Anforderungen an die Haltung in einem Terrarium. Von sehr trockenen Lebensräumen bis hin zu sehr feuchten Gebieten ist also alles dabei.
Möchte man zum Beispiel eine Königspython halten, so muss geschaut werden, wo sie lebt. In ihrer natürlichen Umgebung ist die Luftfeuchtigkeit sehr gering. Jedoch ist es eine Tatsache, dass sich diese Schlangenart in eher trockenen Verhältnissen unwohl fühlt. Das zeigt sie gleich mit schlecht funktionierenden Häutungen. In der natürlichen Umgebung ziehen sich diese Schlangen zurück und wohnen gerne in Termitenhügeln oder Baumstümpfen. Dort herrscht ein feuchteres Klima, sodass Halter auch in Ihrem Terrarium für ein solches Mikroklima sorgen müssen. Das funktioniert, indem man im Terrarium einen Ort mit erhöhter Luftfeuchtigkeit schafft. Das funktioniert zum Beispiel mit einem Plastikbehälter oder einem Schlupfloch, das man mit Erde oder mit feuchtem Moos befüllen kann. Das ist wesentlich natürlicher, anstatt die Tiere ständig mit Wasser zu besprühen, was sie im Übrigen auch normalerweise nicht besonders mögen.
Auch viele andere Schlangenarten, die aus Klimazonen stammen, die nur mäßig feucht oder sogar sehr trocken sind, freuen sich ebenfalls über solch besondere Versteckmöglichkeiten und werden diese nur zu gerne annehmen. Dazu gehören unter anderem die unterschiedlichen Kletternatter-Arten sowie die Thamnophis und die wunderschönen Boas. Natürlich sollen diese Methoden nicht das regelmäßige Besprühen mit warmem Wasser ersetzen. Aber so kann es auf ein bis zwei Mal die Woche reduziert werden, was viel natürlicher ist, da es auch in den natürlichen Umgebungen der Tiere nicht jeden Tag regnet. Solange den Tieren im Terrarium feuchtes Substrat zur Verfügung steht, kann das Hydrometer also auch mal niedrigere Werte haben.
So kann die Luftfeuchtigkeit dauerhaft erhöht werden
Terrarienbesitzer, die die Luftfeuchtigkeit dauerhaft erhöhen möchten, können zum Beispiel spezielle Terrarienerde einsetzen, welche man in bestimmten Bereichen des Terrariums dauerhaft schön feucht halten kann. Wird dieser Bereich zusätzlich mit einer speziellen Bodenheizung warmgehalten, so verdunstet die Feuchtigkeit konstant, sodass sich auch der Wassergehalt in der Luft erhöht. Bei Schlangenarten, die es gerne sehr feucht mögen, wie zum Beispiel die Coelognathus helenus, sollte man daher ca. 1/3 des Bodengrundes durchgehend schön feucht halten. Diese Schlangenarten freuen sich ebenfalls über längeres und feuchtes Moos, was ebenfalls zur Luftfeuchtigkeit beiträgt.
Die Regenwaldbewohner unter den Schlangen
Schlangen, dessen natürliche Umgebung im Regenwald liegt, benötigen jeden Tag die Feuchtigkeitszufuhr durch den Sprühnebel. Der grüne Baumphyton zum Beispiel benötigt eine besonders hohe Luftfeuchtigkeit, weil er den Durst löscht, indem er Wassertropfen aufnimmt. Diese Tropfen sammeln sich in den Körperschlingen der Schlangen. Um den Schlangen diese Möglichkeit zu bieten, eignen sich zum Beispiel Sprühflaschen, die durch Überdruck kleine und sehr feine Wassertropfen versprühen. Die speziellen Ultraschallvernebler, welche eigentlich zum Besprühen genutzt werden, sind dafür allerdings weniger gut geeignet. Sie verdunsten nur einen geringen Teil Feuchtigkeit und setzen sich leider sehr schnell mit Kalk zu. Des Weiteren gibt es natürlich die Möglichkeit, komplette Sprühanlagen einzusetzen. Das lohnt sich jedoch in der Regel nur bei einem größeren Terrarium. Außerdem kann ein Defekt einer solchen Sprühanlage schnell dazu führen, dass das komplette Terrarium geflutet wird.
Die Lüftungsflächen spielen bei der Luftfeuchtigkeit im Terrarium eine besonders wichtige Rolle. Sobald diese zu groß sind, wird es schnell zu trocken im Terrarium. Bei zu kleinen Lüftungsflächen kann es schnell passieren, dass die Scheiben beschlagen und es zu stickig im Inneren wird. In einer solchen Situation hilft es, etwas herumzuprobieren, bis die Luftfeuchtigkeit passt. Am besten ist es, wenn man sowohl oben als auch unten Lüfter anbringt, damit die Frischluft optimal zirkulieren kann.
In einem Regendwaldterrarium ist ebenfalls zu beachten, dass ausreichend Pflanzen vorhanden sind. Die Efeutute ist hier besonders gut geeignet und wird gerne von Terrarianern verwendet. Sie ist besonders robust und wächst selbst im Terrarium sehr gut und zuverlässig. Die passende Bepflanzung hilft dabei, die Luftfeuchtigkeit aufrechtzuerhalten. Zusätzlich bieten die verschiedenen Pflanzen den Schlangen einen Sichtschutz, der für das Wohlbefinden der Tiere besonders wichtig ist. Bevor die Pflanzen ins Terrarium kommen, müssen diese jedoch sorgfältig abgewaschen, damit alle Reste von eventuellen Chemikalien abgewaschen sind. Das Baumaterial, welches für das Bauen eines Terrariums verwendet wird, ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Nutzt man unbehandeltes Holz, so saugt dieses sehr viel Luftfeuchtigkeit ein, sodass das Terrarium schnell zu trocken werden kann. Aus diesem Grund ist es ratsam, zu behandeltem bzw. zu kunststoffbeschichtetem Holz zu greifen oder zu Aluminium, Kunststoff oder Glas.
Fazit
Auch wenn vor allem Anfänger meistens recht unsicher bezüglich der Luftfeuchtigkeit im Terrarium sind, wird sich mit der Zeit eine Routine einstellen. Viele Neu-Terrarianer machen den Fehler, dass zu viel Wasser gesprüht wird. Das ist jedoch alles andere als gesund, denn hier können schnell Erkältungen oder Erkrankungen der Atemwege die Folge sein. Eine zu trockene Umgebung führt jedoch dazu, dass die Tiere dehydrieren können. Aus diesem Grund ist es immer wichtig, sich vor der Anschaffung einer Schlange genau über die speziellen Vorlieben der Tiere zu informieren, um die Terrariumwerte bestmöglich anzupassen. Mit dem Laufe der Zeit lassen sich nun die Bedingungen immer besser einschätzen und die Luftfeuchtigkeit stellt schon bald kein Problem mehr dar.
Hallo,
sehr gut geschrieben! Vor allem den Verweis auf die richtige Luftfeuchtigkeit im Unterschlupf finde ich sehr wichtig, das wird leider immer noch viel zu oft nicht berücksichtigt in der Haltung. Viele Halter gehen einfach von den Grundbedingungen aus und übersehen solche Mikrohabitate leider komplett. Ausbaden müssen das leider immer die Tiere.
Liebe Grüße
Martin